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Incomplete

/   Art   /  Incomplete  /   Artist statement

Das Triptychon „Incomplete“ ist eine visuelle Reflexion über menschliche Mängel – jene, die durch Traumata entstehen, und jene, die unsere Identität formen. Die Inspiration für diese Serie stammt aus einem Vortrag von Robert Rutkowski über Menschen, die von einer schwierigen Kindheit geprägt sind – innerlich „unvollständige“ Individuen, die von Instinkten geleitet werden, weil sie nie gelernt haben, ihre Emotionen auf eine gesunde und bewusste Weise zu steuern.

Die Puppe und ihre seitlichen Mutationen dienen als visuelle Metapher für diesen Zustand – für Übergang, Transformation, aber auch für eine Art Gefangenschaft in einer unvollendeten Form. Ich deformiere den Körper, um das zutiefst Menschliche hervorzuheben – seine Struktur, seine Körperlichkeit und zugleich eine verborgene Schönheit, die oft erst bei längerer Betrachtung sichtbar wird.

In einer kosmischen Metapher gesprochen, könnte man sagen, dass diese Fotografien eine Art Rückläufigkeit in der Aktfotografie darstellen – eine scheinbare Umkehrung klassischer Schönheitsideale, eine Darstellung des Körpers in einer „entstellten“, deformierten Weise. Doch je länger wir sie betrachten, desto mehr erkennen wir ihre Harmonie und Ästhetik.

Ein zentraler Bezugspunkt für diese Deformation ist auch Freuds Konzept des Lebenstriebs (Eros). Er treibt uns zur Körperlichkeit, zu einem instinktiven Bedürfnis nach Nähe – selbst wenn es uns an Vernunft, Reflexion und Selbsterkenntnis mangelt. In den drei Bildern, die diesen Zyklus bilden, ist der Körper auf symbolische Weise verzerrt – der untere Teil der Silhouette wird betont, fast tierhaft in seiner Masse und Schwere, während das Fehlen des Kopfes das verlorene Element der Rationalität unterstreicht. Dies ist eine Metapher für Menschen, die von Instinkten geleitet werden, unfähig, sich vollständig zu steuern – unvollständig und doch schön in ihrer Unvollkommenheit. Dies ist eine Erzählung über den Körper, die Seele und das Fehlen – aber auch über Transformation und die Möglichkeit, sich selbst neu zu entdecken.

Kamila J Gruss